Künstler:in
Karl Schmidt-Rottluff 1884 – 1976

Werkkommentar
Schmidt-Rottluff hat mit dem Portrat des Kunsthistorikers Wilhelm Reinhold Valentiner (1880–1958) eine Personlichkeit charakterisiert, die der Kunst der Avantgarde offen und unvoreingenommen begegnete und sie nachhaltig forderte. Ursprunglich bestens mit der Kunst des 17. Jahrhunderts vertraut (er promovierte uber Rembrandt), wurde Valentiner auf Empfehlung von Wilhelm von Bode 1907 als Kurator an das Metropolitan Museum of Art in New York berufen. Als Kriegsfreiwilliger kehrte er zu Beginn des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zuruck und engagierte sich nach Kriegsende fur die moderne Kunst. Er schrieb 1920 die erste Monografie uber Schmidt- Rottluff und spielte fur die Bekanntmachung der Kunst des Expressionismus und ihre Akzeptanz eine wesentliche Rolle. Auch nach seiner erneuten Ubersiedelung in die USA bestand ein lebenslanger enger Kontakt zwischen Schmidt-Rottluff und Valentiner. Zu dessen grosen Verdiensten gehort, dass er bereits 1923 mit dem Kunsthandler Ferdinand Moller eine Ausstellung deutscher Gegenwartskunst in den Anderson Galleries in New York organisierte. Schmidt-Rottluff hat im Jahr dieser Ausstellung gleich zwei Portrats des Kunstexperten in Holz geschnitten. Ungewohnlich ist der detailreiche Hintergrund. Das links an der Wand sichtbare Stillleben und der weibliche Kopf rechts unten, wohl eine afrikanische Skulptur, sind vermutlich Attribute, die sich auf die Profession des Portratierten beziehen. Seine grosen, weit geoffneten Augen mit weisen Pupillen fixieren hellwach das Gegenuber. Der Weislinienschnitt unterstreicht die Lebendigkeit und Prasenz dieser Personlichkeit.

Werkverzeichnis
Schapire H 298