Künstler:in
Karl Schmidt-Rottluff 1884 – 1976

Werkkommentar
Die heitere, unbeschwerte Stimmung der 1913 in Nidden entstandenen Holzschnitte ist im Jahr darauf einem von einer melancholischen Stimmung getragenen Menschenbild gewichen. Die Frau wirkt in ihrer Haltung und mit ihrem gesenkten Blick wie in eine Meditation versunken. Sie scheint, allein auf sich konzentriert, ihre Umwelt nicht wahrzunehmen. Dies wird auch durch die blockhafte Silhouette des Korpers unterstrichen. Im starken Gegensatz zu dieser meditativen Haltung links im Bild steht die landschaftliche Umgebung. Hinter der Dune bilden drei grose abgestorbene Baumstumpfe eine dominante Vertikale, zusammen mit der durch Schraffuren dynamisierten, dahinterliegenden Vegetation ergeben sie eher eine bedrohliche Kulisse als einen schutzenden Raum. Diese vom Futurismus und Kubismus inspirierten Stilmittel verstarken die unruhige Atmosphare der Umgebung. Sie vergegenwartigt die personliche Anspannung des Kunstlers, der im Entstehungsjahr der Grafik den Tod des Vaters sowie die Angste im Zusammenhang mit den einschneidenden Veranderungen durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verarbeiten musste.

Werkverzeichnis
Schapire H 143